Racing Down Under!
Jänner 2024

Racing Down Under!

 

The Calm Before The Heat

Die Off-Season nach der Bahn-WM in Glasgow war nahezu vorzüglich. Ein Endurorennen hier, ein Eliminatorrennen da, über Stock und Stein durch die Dolomiten. Hauptsache, wieder mal aufs Mountainbike nach einer Rennsaison auf Bahn-, Straßen- und Zeitfahrrad, wenn die Arme mal wieder Lust haben, benutzt zu werden und der Rücken mal wieder eine gerade Streckung braucht. Zwischendurch eine 530km One-Way-Rennradfahrt von Linz an den Gardasee mit ein paar anderen durchgeknallten Vögeln. 3 Wochen ohne Rad on top gratis dazu haben auch nicht geschadet. So bin ich also nichtsahnend durch den Herbst spaziert mit Gedanken in Richtung: „Gemütlich, step-by-step wieder ins Training kommen…“. Und dann, und dann kommen die Spatzenpostneuigkeiten… 

 

Ginger Beer, Tim Tam’s & Vegemite … tastes like?

Die Headline in der Spatzenpost: „First stop of the UCI Para-Cycling Road World Cup is taking place in Adelaide, South Australia; Date: 15th to 17th of january! “. Crazy! Das heißt, Saisonbeginn ist doch etwas früher als erwartet, haha. Nachdem 2024 Olympiasaison ist und Para-Cycling-Austria Qualipunkte und Startplätze für die Spiele will, bleibt uns keine Wahl … ab nach Down Under! …. ins gelobte Land der unendlichen Weiten, wo Vegemite als Sonnencreme verwendet wird und Tim Tam‘s in der Sonne schmelzen, wie Kerzen am Weihnachtsbaum. Fun Fact am Rande: Australiens Einwohnerdichte in Personen/km² liegt bei 3. Ich wiederhole 3. Spaß bei Seite. Ich habe mich sehr über den Weltcup Stop gefreut und konnte es eigentlich kaum erwarten. Ich würde sagen, wir springen jetzt etwas nach vorne in der Timeline… vielleicht dorthin, wo die Action passiert…

 

Ab ins Outback…

Wir fliegen nach Adelaide. Nachdem der Para-Cycling-Weltcup zeitgleich mit der Tour-Down-Under veranstaltet wurde, war ganz schön was los in der Stadt. Mit professionellem Jetlag-Management vom Jetlag-Prof Jörg Stehle haben wir uns recht schnell akklimatisiert. Vor Ort eingeschwitzt habe ich mich dann auf den Stages der Tour-Down-Under, mittig durch die feinsten Weinhügel und Apfelgärten rund um Adelaide… sehr sehr coole Gegend. Zeitig vor den Rennen sind wir von Adelaide 100km ins Outback zum Tailem-Bend-Motorsportpark übersiedelt. Da bin ich über eine TDU-Stage mit dem Rad über Willunga Hill hingefahren, den KOM von Richie Porte habe ich leider ganz knapp nicht geknackt😉. Lange Rede, kurze Strecke… der Rundkurs war gute 8 km lang, mit perfektem schwarzen Asphalt und pornösen Kurven… ein Zeitfahren, bei dem man nicht einmal auf die Bremse greifen müsste. Beim Zeitfahren würde es nur über 3 Runden gehen, sehr kurz, dafür die Outbacktemperaturen sehr hoch. 39° hatte es am finalen Trainingstag, da fährst du ein/zwei Runden und kriegst Koala-Halos, vor allem, wenn die Aspahltoberfläche auch noch 60° hat. Echte Helden würden sagen, es war angenehm warm. Aber wir sind ja zum Rennen-Fahren da und nicht zum Tim Tam’s fressen, die Bedingungen sind ja für alle gleich. Mein Rennstart war zum Glück schon um 10 in der Früh, immerhin nur 30°… Vorbereitung war top, Betreuung vor Ort grandios, Material feingetunet, Kette frisch gewachst, optimierte Position, absolut keine Ausreden. Auf Funk zugeschaltet war kein geringerer als der Ottensheimer Profitrainer und Topmechaniker Karl Hammerschid.  

 

 

Kommando gilt!

Raus aus dem Starthäusel und rein in die Aeroposi. Ein Zeitfahren ist eine der berechenbarsten Disziplinen im Radsport. Auf einer gegebenen Rennstrecke bei konstanten Windbedingungen sowie möglichst konstanter Sitzposition des Fahrers kann man schon sehr genau abschätzen, wie viel Watt man für eine bestimmte Geschwindigkeit treten muss. In diesem Fall war die Motorennstrecke so perfekt, dass kein einziges Mal bremsen oder umgreifen am Lenker notwendig war. Auch die Distanz mit 24km so überschaubar, dass man eigentlich nicht zur Trinkflasche greifen muss, Betonung auf „eigentlich“. Wenn es 30° plus schon um 10 in der Früh hat und trockener Wind einem über die Lippen peitscht, kann man schon mal durstig werden…

 

 

 

 

In jedem Fall hat sich meine Luftröhre nach Kilometer 3 angefühlt, als würde ich durch einen Dörrautomaten atmen. Aber keine Fehler erlaubt! Auf so einem Kurs ist jeder Griff zur Trinkflasche tödlich. Und mit „tödlich“ meine ich, dass du bei 50km/h Reisegeschwindigkeit gleich mal richtig viel Speed verlierst, wenn du deinen Arm vom Rad wegstreckst. Vielleicht sind es 2 Sekunden, vielleicht auch 5, wenn’s im Ziel um ein paar Hunderstel geht, sind wir jetzt leider 5 Sekunden hinten, haha. Fazit: Lunge zu Staub. Jetzt heißt es draufbleiben und nicht einknicken. Per Funk im Ohr kommen alle wichtigen Infos durch: „Kurve enger! Kopf runter! Rückenwind, etwas rausnehmen! Fahrer vorne! Überholen! Auto von hinten! Tac, Tac, Tac! Letzter Kilometer, Vollgas!“ Im Rennen dehnt sich jegliches Zeitempfinden auf eine einzigartige Weise, es fühlt sich so lang und unaufhörlich an. Es ist verdammt hart und hört einfach nicht auf. Und dann ein kurzes Zwinkern und du rollst über die Ziellinie! Schon wieder vorbei der ganze Spaß. Funksupport vom Auto war grandios, nicht eine Sekunde schneller hätte ich das Ding fahren können. Offizielle 51,05 km/h Schnitt. „Wir haben einen verdammt guten Job gemacht!“ Ein paar Minuten nach dem Rennen kommt Martin, Holländer, einer meiner Konkurrenten zu mir rüber und sagt nur: „Damn, Franzy, what the hell!“ Ich schaue ihn verwundert an und kurz darauf kommt natürlich noch die Erklärung… Man muss dazu sagen, dass ich zu dem Zeitpunkt die Rennergebnisse noch nicht gesehen habe… Aber Martin sagt nur: „Franzy 1“ oder „Franzy won“, beides eigentlich ganz gut. In jedem Fall, klare Botschaft! Hot Seat, aber es kommt keiner mehr. Erster Weltcupsieg für Team Franzy, Mitte Jänner in Holy Down Under, auf der anderen Seite der Welt. Auf geht’s und let’s goo, so kann die Saison weitergehen!

 

 

14/02/2024

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