Mit Vollgas über die Planken – Weltmeisterschaft in Paris
19.-23. Oktober 2022

Mit Vollgas über die Planken – Weltmeisterschaft in Paris

Von 20. bis 23. Oktober gingen die Bahnweltmeisterschaften im Pariser Velodrom Saint-Quentin-en-Yvelines, Nähe Versailles über die Bühne. Die Vorbereitungen begannen für mich einige Wochen zuvor mit einem ausgiebigen Trainingslager auf der Radbahn in Novo Mesto, Slowenien. Das ganze Team vor Ort, hartes klassisches Bahntraining.

 

Die Bedingungen auf der Bahn sind überall ähnlich: Es wird auf Holz gefahren. Konstant, eben, steril, ohne Fahrtwind, Steilkurven mit 45 Grad Winkel. 250 Meter lang ist eine normierte olympische Bahn. Auch die Räder sind unkompliziert: Keine Bremsen, keine Schaltung, fixer Gang mit Rücktritt. Man könnte fast meinen, die Bescheidenheit der Bahn ist es, was den Sport so faszinierend macht. Gleichzeitig ist es aber ein sehr präziser, detail-orientierter Sport. Die Exaktheit und Kontrolle der Fahrmanöver bestimmt über Erfolg oder Misserfolg. Die Disziplinen umfassen 200 Meter Sprint, 1000 und 4000 Meter Zeitfahren, sowie 15 km Massenrennen. Das Omnium, eine Bahnspezialität, ist die kombinierte Wertung aller Bewerbe. Also, ein amtlicher Haufen Medaillen, die da vergeben werden.

 

Aber zurück zur Geschichte. Nachdem die Feinjustierungen in Slowenien abgeschlossen waren und die letzten Leistungsabstimmungen der Waden getätigt waren, ging es ab in die Rakete nach Paris. Das WM-Team versammelt sich wie üblich in Wien und landete 2 Stunden später am Charles de Gaulle Flughafen Paris. Von dort an schnurstracks auf die Bretterpiste zur Generalprobe. Die Atmosphäre ist gedrängt, ein überdachtes großes Gebäude, wie eine Stadthalle, überall Leute, stickige Luft und 28°C Raumtemperatur. Je wärmer es ist, desto dünner die Luft, desto schneller die Rennen. Klingt logisch. Für Zuschauer spektakulär, für Athleten enormer Druck.

 

Noch einmal schlafen und der erste Bewerb steht an: 200 Meter fliegend! Was passiert: Man schraubt sich rauf, auf den höchsten Punkt der Bahn und sprintet eine Runde flat out Vollgas. Es ist mein Debut, die Ziele schwer einzuschätzen und wer weiß welche Zeit am Ende schwarz auf weiß dasteht. Nachdem man seinen Lauf beendet, stehen die Zeiten da, entweder ist man vorn dabei oder nicht. Aber es ist wie beim Skifahren, man fährt hintereinander und am Ende kommen die richtig Guten. Keine Medaille, aber ein zehnter Platz beim ersten Bewerb. Feiern? Sicher nicht! Schlag auf Schlag, zum nächsten Bewerb. Zunächst die 4000 Meter dann der „Kilo“, sprich die 1000 Meter. Was sind schon 1000 Meter? Die Zeiten liegen knapp über 1 Minute, 1 Minute pro Kilometer sind 60 km/h, aber was sind schon 1000 Meter? In jedem Fall habe ich um ein gutes Zehntel den Top-Ten-Zug verpasst, also heute noch kein Choo-Choo.

 

Drunter und drüber nun das 15km Massenrennen: Alle starten gemeinsam, 60 Runden, erster über die Linie gewinnt. So müssen Radrennen ausschauen. Startschuss, vollgas. Denken? Nein. Vollgas. Kopfrunter, aerodynamisch, draufhalten, keine Stürze, Linie halten, kein Loch aufgehen lassen. Gefühlt eine Ewigkeit, am Papier knapp 17 Minuten. Wer gewinnt? Australien. Platz zwei? Frankreich. Und Österreich, wo ist Franz?

 

Franz belegt Platz 9. Sensationell? Wohl kaum. Solide? Aber hallo!

Stolz zieht er von dannen, als jüngster Teilnehmer bei seinem Bahn-Weltmeisterschaftsdebut in Paris. Au revoir und bis zur nächsten Geschichte.

01/01/2023

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